Es findet zurzeit kaum eine Branchen- oder auch Marketingveranstaltung statt, ohne dass der Begriff Industrie 4.0 fällt und die Notwendigkeit zur kooperativen Entwicklung neuer Anwendungen diskutiert wird. Doch was in der bisherigen Überlegung und auch in den diversen Workgroups weitgehend fehlt ist: Der Nutzen für den Nutzer.
Nun fragt man potentielle Anwender selbstverständlich nach dem für sie optimalen Nutzen. Neben Anforderungen wie "Industrie 4.0 muss zu mehr Wirtschaftlichkeit beitragen" oder "Bestehende Anlagen müssen weiterbetrieben werden können", gibt es sicherlich die ein oder andere ansprechende Idee. Aber mal ehrlich: der wirklich große Wurf war bisher noch nicht dabei. Ist das ein Hinweis für die Entwicklung in kleinen Schritten oder wissen die Anwender einfach selbst nicht so genau wie ihnen zu helfen ist? So, wie die Menschen vor Fords T-Modell nicht wussten, wie relativ preisgünstige Massenautos die moderne Welt wesentlich verändern würden; so wie unzählige kleine und großen Buchhändler vor der Jahrtausendwende nicht wussten, dass ihnen ein neuer Player über das Internet von heute auf morgen den Großteil des Geschäfts wegschnappen würde. In beiden Fällen wurden die Spielregeln des Marktes von einzelnen Regelbrechern völlig über den Haufen geworfen und neu aufgestellt. So eine Neuordnung des Systems ist immer dann möglich, wenn verschiedene technologische Einzelentwicklungen aufeinandertreffen und so ein spürbar höheres Effizienzniveau für eine große Zahl von Nutzern erzielen - bei Industrie 4.0 mit Technologien wie der Miniaturisierung, Verteilung und Steigerung von Rechenleistung, mit der Vernetzung auf Basis offener Protokollstandards und mit intelligenten Aktoren und Sensoren grundsätzlich möglich. Kommt es allerding zu einer echten Systeminnovation, wird nicht nur das Spiel mit seinem Regelwerk verändert; auch die Rollenverteilung der Spieler wird neu gestaltet. Die Anbieter sind meist nicht mehr diejenigen, die zuvor dominant waren und auch die Nutzer sind oft andere. Für diese Nutzer jedoch - und das ist das Entscheidende - ist der Nutzen nach dem Systembruch höher als davor. Doch was bringt den Stein ins Rollen? Auslöser bisher waren neue Anwendungen, die die neuen Nutzer plötzlich in die Lage versetzten, etwas zu tun, was sie vorher nicht tun konnten beziehungsweise es auf eine effizientere Weise zu tun, die vorher nicht möglich war. Was suchen wir also für die Industrie 4.0? Eine sogenannte KillerApp, die das gesamte etablierte System von heute auf morgen auf den Kopf stellt. Der sprunghafte Anstieg der Effizienz wird in so einem Fall ein Paradigmenwechsel in der Zusammenarbeit von Mensch und Maschine bedeuten. Die Aufgabenteilung hinsichtlich Wissens-/Erfahrungsbereitstellung, intelligenter (situationsabhängiger) Steuerung und manueller Ausführung wird neu verteilt. Dadurch kann dann ein höherer Flexibilitätsgrad und weniger Verschwendung durch Liegezeiten, Systembrüche, sequenzielle Arbeitsschritte etc. erreicht werden. In der Folge käme es zu vielen weiteren Innovationen in ähnliche oder auf derselben Marktmechanik beruhenden Anwendungen. Denn hätte die neue Ordnung ihre Berechtigung erst einmal bewiesen, würde sie ihre gesamte Umgebung wie in einem Sog automatisch auf das neue Nutzenniveau heben. Viele neue Marktteilnehmer würden innerhalb einer völlig neuen Wettbewerbsumgebung geschaffen. Anwendungs- und Geschäftsmodellinnovationen stünden also weitaus mehr im Mittelpunkt als Produktinnovationen. Die aktuelle Technologie-Entwicklung scheint alle Voraussetzungen hierfür mitzubringen. Die spannende Frage lautet also: Wie sieht die KillerApp konkret aus und wer bringt sie auf den Markt?
Erst wenn dies beantwortet ist, wird Industrie 4.0 richtig fliegen und erst dann werden wir wirklich wissen, was dieser vielzierte Begriff wirklich bedeutet - mit all seinen Konsequenzen.
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W&P Kommentar: Industrie 4.0 fliegt erst mit KillerApp
Der Nutzen für den Nutzer.
Nun fragt man potentielle Anwender selbstverständlich nach dem für sie optimalen Nutzen. Neben Anforderungen wie "Industrie 4.0 muss zu mehr Wirtschaftlichkeit beitragen" oder "Bestehende Anlagen müssen weiterbetrieben werden können", gibt es sicherlich die ein oder andere ansprechende Idee. Aber mal ehrlich: der wirklich große Wurf war bisher noch nicht dabei. Ist das ein Hinweis für die Entwicklung in kleinen Schritten oder wissen die Anwender einfach selbst nicht so genau wie ihnen zu helfen ist? So, wie die Menschen vor Fords T-Modell nicht wussten, wie relativ preisgünstige Massenautos die moderne Welt wesentlich verändern würden; so wie unzählige kleine und großen Buchhändler vor der Jahrtausendwende nicht wussten, dass ihnen ein neuer Player über das Internet von heute auf morgen den Großteil des Geschäfts wegschnappen würde. In beiden Fällen wurden die Spielregeln des Marktes von einzelnen Regelbrechern völlig über den Haufen geworfen und neu aufgestellt. So eine Neuordnung des Systems ist immer dann möglich, wenn verschiedene technologische Einzelentwicklungen aufeinandertreffen und so ein spürbar höheres Effizienzniveau für eine große Zahl von Nutzern erzielen - bei Industrie 4.0 mit Technologien wie der Miniaturisierung, Verteilung und Steigerung von Rechenleistung, mit der Vernetzung auf Basis offener Protokollstandards und mit intelligenten Aktoren und Sensoren grundsätzlich möglich. Kommt es allerding zu einer echten Systeminnovation, wird nicht nur das Spiel mit seinem Regelwerk verändert; auch die Rollenverteilung der Spieler wird neu gestaltet. Die Anbieter sind meist nicht mehr diejenigen, die zuvor dominant waren und auch die Nutzer sind oft andere. Für diese Nutzer jedoch - und das ist das Entscheidende - ist der Nutzen nach dem Systembruch höher als davor.
Doch was bringt den Stein ins Rollen? Auslöser bisher waren neue Anwendungen, die die neuen Nutzer plötzlich in die Lage versetzten, etwas zu tun, was sie vorher nicht tun konnten beziehungsweise es auf eine effizientere Weise zu tun, die vorher nicht möglich war. Was suchen wir also für die Industrie 4.0? Eine sogenannte KillerApp, die das gesamte etablierte System von heute auf morgen auf den Kopf stellt. Der sprunghafte Anstieg der Effizienz wird in so einem Fall ein Paradigmenwechsel in der Zusammenarbeit von Mensch und Maschine bedeuten. Die Aufgabenteilung hinsichtlich Wissens-/Erfahrungsbereitstellung, intelligenter (situationsabhängiger) Steuerung und manueller Ausführung wird neu verteilt. Dadurch kann dann ein höherer Flexibilitätsgrad und weniger Verschwendung durch Liegezeiten, Systembrüche, sequenzielle Arbeitsschritte etc. erreicht werden. In der Folge käme es zu vielen weiteren Innovationen in ähnliche oder auf derselben Marktmechanik beruhenden Anwendungen. Denn hätte die neue Ordnung ihre Berechtigung erst einmal bewiesen, würde sie ihre gesamte Umgebung wie in einem Sog automatisch auf das neue Nutzenniveau heben. Viele neue Marktteilnehmer würden innerhalb einer völlig neuen Wettbewerbsumgebung geschaffen. Anwendungs- und Geschäftsmodellinnovationen stünden also weitaus mehr im Mittelpunkt als Produktinnovationen.
Die aktuelle Technologie-Entwicklung scheint alle Voraussetzungen hierfür mitzubringen. Die spannende Frage lautet also: Wie sieht die KillerApp konkret aus und wer bringt sie auf den Markt?
Erst wenn dies beantwortet ist, wird Industrie 4.0 richtig fliegen und erst dann werden wir wirklich wissen, was dieser vielzierte Begriff wirklich bedeutet - mit all seinen Konsequenzen.