Die große Bedeutung von Kunststoffprodukten ist sowohl für Industriegüter wie auch für Konsumgüter unzweifelhaft. Wenn es gilt Industrieproduktion, Konsum und Mobilität im 21. Jahrhundert neu und ressourcenschonend aufzustellen, führt an Kunststoffprodukten kein Weg vorbei. Als klassische produzierende Branche wird die Wettbewerbsfähigkeit von Kunststoffverarbeitern zugleich von fünf zentralen Umfeldbedingungen getrieben und bedroht:
Brancheninterner Wettbewerb
Bedrohung durch neue Marktteilnehmer
Regulatorische Rahmenbedingungen
Versorgungs- und Zuliefersicherheit
Markt- und Kundenentwicklungen
Gerade das vergangene Jahr hat die europäische Kunststoffbranche mit ihren zeitweilig massiven Störungen in der Rohstoffversorgung und einer volatilen Preisentwicklung bei Standardpolymeren aufgerüttelt und viele Fragen zur zukünftigen Wettbewerbsfähigkeit aufgeworfen. Fünf Thesen verdeutlichen die aktuelle Entwicklung der Branche und zeigen, wie Geschäftsführung und Eigentümer ihre Wettbewerbsfähigkeit verteidigen können, um auch in Zukunft erfolgreich bestehen zu können.
These I: Die Wettbewerbsintensität im Europäischen Markt nimmt zu Der innereuropäische Wettbewerb hat an Schärfe zugenommen. Angestammte Wettbewerbshierarchien, vor allem für zentraleuropäische Kunststoffverarbeiter, sind ins Wanken geraten. Grund hierfür sind die in den letzten 5-10 Jahren in Osteuropa, vor allem in Polen, gewachsenen Wettbewerber, die den Markt mit modernsten Produktionsmitteln, Kostenvorteilen und innovativen Geschäftsmodellen verändern. Eine vergleichbare Entwicklung zeichnet sich aktuell für Verarbeiter z. B. aus Portugal ab, die die Finanz- und Wirtschaftskrise überwunden haben und in einzelnen Marktsegmenten regionale Kostenvorteile und europäische Investitionshilfen gezielt als Wettbewerbsvorteil nutzen. Diese Wettbewerbsverschärfung ist unumkehrbar und kennzeichnet das künftige Marktumfeld von Verarbeitern.
These II: Importeure steigern ihren Reifegrad im Wettbewerb Kunststoffverarbeiter in der Türkei und in China sehen sich in ihren Heimatmärkten zusehends mit einer Marktsättigung und abflauenden Konjunktur konfrontiert. Daher ist der europäische Markt für das Importgeschäft von Kunststoffprodukten attraktiver denn je. Zugleich schaffen es die Verarbeiter aus diesen Ländern vermehrt eine wesentliche Markteintrittsbarriere in der Vergangenheit, nämlich die Zuverlässigkeit und kurzfristige Verfügbarkeit von Lieferungen, durch den Aufbau eigener Vertriebsniederlassungen mit Zwischenlagern zu umgehen. Hinzu kommt die zunehmende Steigerung der Leistungsfähigkeit ihrer Produkte, weg von einfachen Commodities und hin zu differenzierungsstarken Produkten, mit der auch eine produktseitige Eintrittsbarriere ausgehebelt wird. Für hiesige Verarbeiter bedeutet dies, die Nähe zum Kunden und das maximale Effizienzstreben zur Kompensation der nachteiligen Kostenstruktur weiter als Markteintrittsbarrieren zu nutzen.
These III: Die regulatorischen Rahmenbedingungen behindern die Unternehmensentwicklung Die Klage über ausufernden Bürokratismus und hohe Abgaben- und Steuerlasten sind auch von Kunststoffverarbeitern wenig überraschend, zugleich aber auch nicht weniger berechtigt. So besteht trotz des intendierten Ziels eines harmonisierten Marktumfelds weiterhin eine hohe Fragmentierung des europäischen Binnenmarktes mit unterschiedlichen Anforderungen und Regularien. Grund hierfür ist die unterschiedliche und teilweise nicht vollzogene Umsetzung von EU-Recht in nationale Gesetze. Zugleich treibt die EU, zumeist auf Initiative einzelner Mitgliedsstaaten, eine große Zahl an Verordnungen voran, die im Einzelnen zwar sinnvoll erscheinen, in Summe den europäischen Wirtschaftsstandort jedoch behindern. Zuletzt sind es auch die Nationalstaaten, die Richtlinien und Gesetze erlassen, die über die eigenen Landesgrenzen hinweg zu Wettbewerbsnachteilen führen. Fakt bleibt, je mehr Ressourcen Unternehmen in die Überwachung und Erfüllung von regulatorischen Anforderungen stecken müssen, desto weniger Zeit, Management Attention und Geld bleibt für die Weiterentwicklung von Produkten und die Gestaltung der Unternehmenszukunft.
These IV: Rohstoff- und Ressourcenverfügbarkeit verschlechtern sich zusehends Auf Seiten der Rohstoffversorgung mit Standardpolymeren hat sich ein tiefgreifender Wandel in der Anbieterstruktur vollzogen. Die dramatische Häufung von europaweiten Force Majeure-Meldungen im ersten Halbjahr 2015 hat das Vertrauen in die Liefersicherheit der Versorger ebenso erschüttert, wie die damit einhergehende Volatilität der Preise. Auch bei den PVC-Herstellern hat sich in den letzten Jahren eine massive Konsolidierung der Branche vollzogen. Verglichen mit der Situation von vor wenigen Jahren ist kein Hersteller in seiner Eigentümer- und Unternehmensstruktur identisch zu den heutigen Unternehmen. Folglich müssen die "neuen" Anbieter erst noch beweisen, dass sie die gleichen verlässlichen Partner sind wie zuvor. Als Reaktion müssen sich Kunststoffverarbeiter auf eine flexiblere Beschaffung einstellen, um kurzfristige und volatile Preis- und Angebotszyklen ausgleichen zu können.
These V: Die Markt- und Kundenentwicklung Obwohl der europäische Markt für Kunststoffprodukte durch einen preisaggressiven Verdrängungswettbewerb gekennzeichnet ist, bietet er zugleich viele Wachstumschancen für innovative Kunststoffprodukte. Noch schaffen es die meisten Verarbeiter in diesem Spannungsfeld des Wettbewerbs zu bestehen. Neu sind nun jedoch die branchenübergreifenden Veränderungen der Digitalisierung. Auch wenn konkrete Einflüsse, Bedrohungen und Chancen aus Schlagworten wie "Industrie 4.0" erst langsam in den Alltag von Unternehmen Einzug halten, steht der tiefgreifende Wandel, den sie mit sich bringen, außer Frage. Gerade als klassische Mittelständler und Familienunternehmen in einer Sandwichposition zwischen Konzernen auf der Zulieferseite sowie Großunternehmen auf der Kundenseite, werden Kunststoffverarbeiter diesen Veränderungen nicht entgehen können. Bisher nutzen allerdings nur die wenigsten Unternehmer und Geschäftsführer die Chancen aktiv, die sich aus der Digitalisierung für Produkte und Services ergeben, um Bedrohungen abzuwehren.
Der Erfolg insbesondere der deutschen Kunststoffverarbeiter in den vergangenen Jahren zeigt sich sowohl als Innovationstreiber in den Kundenbranchen als auch an dem konstanten Exportüberschuss, der mit europäischen Kunststoffprodukten erzielt wird. Diese Erfolgsgeschichte ist vor dem Hintergrund der aufgezeigten Entwicklungen jedoch kein Garant für eine erfolgreiche Zukunft. Nur wer die aktuellen Herausforderungen kennt, kann die Zukunft aktiv gestalten.
Weitere Informationen in der Studie "Wettbewerbsfähigkeit europäischer Kunststoffverarbeiter", die hier angefordert werden kann.
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Kunststoffverarbeiter am Scheideweg
These I: Die Wettbewerbsintensität im Europäischen Markt nimmt zu
Der innereuropäische Wettbewerb hat an Schärfe zugenommen. Angestammte Wettbewerbshierarchien, vor allem für zentraleuropäische Kunststoffverarbeiter, sind ins Wanken geraten. Grund hierfür sind die in den letzten 5-10 Jahren in Osteuropa, vor allem in Polen, gewachsenen Wettbewerber, die den Markt mit modernsten Produktionsmitteln, Kostenvorteilen und innovativen Geschäftsmodellen verändern. Eine vergleichbare Entwicklung zeichnet sich aktuell für Verarbeiter z. B. aus Portugal ab, die die Finanz- und Wirtschaftskrise überwunden haben und in einzelnen Marktsegmenten regionale Kostenvorteile und europäische Investitionshilfen gezielt als Wettbewerbsvorteil nutzen. Diese Wettbewerbsverschärfung ist unumkehrbar und kennzeichnet das künftige Marktumfeld von Verarbeitern.
These II: Importeure steigern ihren Reifegrad im Wettbewerb
Kunststoffverarbeiter in der Türkei und in China sehen sich in ihren Heimatmärkten zusehends mit einer Marktsättigung und abflauenden Konjunktur konfrontiert. Daher ist der europäische Markt für das Importgeschäft von Kunststoffprodukten attraktiver denn je. Zugleich schaffen es die Verarbeiter aus diesen Ländern vermehrt eine wesentliche Markteintrittsbarriere in der Vergangenheit, nämlich die Zuverlässigkeit und kurzfristige Verfügbarkeit von Lieferungen, durch den Aufbau eigener Vertriebsniederlassungen mit Zwischenlagern zu umgehen. Hinzu kommt die zunehmende Steigerung der Leistungsfähigkeit ihrer Produkte, weg von einfachen Commodities und hin zu differenzierungsstarken Produkten, mit der auch eine produktseitige Eintrittsbarriere ausgehebelt wird. Für hiesige Verarbeiter bedeutet dies, die Nähe zum Kunden und das maximale Effizienzstreben zur Kompensation der nachteiligen Kostenstruktur weiter als Markteintrittsbarrieren zu nutzen.
These III: Die regulatorischen Rahmenbedingungen behindern die Unternehmensentwicklung
Die Klage über ausufernden Bürokratismus und hohe Abgaben- und Steuerlasten sind auch von Kunststoffverarbeitern wenig überraschend, zugleich aber auch nicht weniger berechtigt. So besteht trotz des intendierten Ziels eines harmonisierten Marktumfelds weiterhin eine hohe Fragmentierung des europäischen Binnenmarktes mit unterschiedlichen Anforderungen und Regularien. Grund hierfür ist die unterschiedliche und teilweise nicht vollzogene Umsetzung von EU-Recht in nationale Gesetze. Zugleich treibt die EU, zumeist auf Initiative einzelner Mitgliedsstaaten, eine große Zahl an Verordnungen voran, die im Einzelnen zwar sinnvoll erscheinen, in Summe den europäischen Wirtschaftsstandort jedoch behindern. Zuletzt sind es auch die Nationalstaaten, die Richtlinien und Gesetze erlassen, die über die eigenen Landesgrenzen hinweg zu Wettbewerbsnachteilen führen. Fakt bleibt, je mehr Ressourcen Unternehmen in die Überwachung und Erfüllung von regulatorischen Anforderungen stecken müssen, desto weniger Zeit, Management Attention und Geld bleibt für die Weiterentwicklung von Produkten und die Gestaltung der Unternehmenszukunft.
These IV: Rohstoff- und Ressourcenverfügbarkeit verschlechtern sich zusehends
Auf Seiten der Rohstoffversorgung mit Standardpolymeren hat sich ein tiefgreifender Wandel in der Anbieterstruktur vollzogen. Die dramatische Häufung von europaweiten Force Majeure-Meldungen im ersten Halbjahr 2015 hat das Vertrauen in die Liefersicherheit der Versorger ebenso erschüttert, wie die damit einhergehende Volatilität der Preise. Auch bei den PVC-Herstellern hat sich in den letzten Jahren eine massive Konsolidierung der Branche vollzogen. Verglichen mit der Situation von vor wenigen Jahren ist kein Hersteller in seiner Eigentümer- und Unternehmensstruktur identisch zu den heutigen Unternehmen. Folglich müssen die "neuen" Anbieter erst noch beweisen, dass sie die gleichen verlässlichen Partner sind wie zuvor. Als Reaktion müssen sich Kunststoffverarbeiter auf eine flexiblere Beschaffung einstellen, um kurzfristige und volatile Preis- und Angebotszyklen ausgleichen zu können.
These V: Die Markt- und Kundenentwicklung
Obwohl der europäische Markt für Kunststoffprodukte durch einen preisaggressiven Verdrängungswettbewerb gekennzeichnet ist, bietet er zugleich viele Wachstumschancen für innovative Kunststoffprodukte. Noch schaffen es die meisten Verarbeiter in diesem Spannungsfeld des Wettbewerbs zu bestehen. Neu sind nun jedoch die branchenübergreifenden Veränderungen der Digitalisierung. Auch wenn konkrete Einflüsse, Bedrohungen und Chancen aus Schlagworten wie "Industrie 4.0" erst langsam in den Alltag von Unternehmen Einzug halten, steht der tiefgreifende Wandel, den sie mit sich bringen, außer Frage. Gerade als klassische Mittelständler und Familienunternehmen in einer Sandwichposition zwischen Konzernen auf der Zulieferseite sowie Großunternehmen auf der Kundenseite, werden Kunststoffverarbeiter diesen Veränderungen nicht entgehen können. Bisher nutzen allerdings nur die wenigsten Unternehmer und Geschäftsführer die Chancen aktiv, die sich aus der Digitalisierung für Produkte und Services ergeben, um Bedrohungen abzuwehren.
Der Erfolg insbesondere der deutschen Kunststoffverarbeiter in den vergangenen Jahren zeigt sich sowohl als Innovationstreiber in den Kundenbranchen als auch an dem konstanten Exportüberschuss, der mit europäischen Kunststoffprodukten erzielt wird. Diese Erfolgsgeschichte ist vor dem Hintergrund der aufgezeigten Entwicklungen jedoch kein Garant für eine erfolgreiche Zukunft. Nur wer die aktuellen Herausforderungen kennt, kann die Zukunft aktiv gestalten.
Weitere Informationen in der Studie "Wettbewerbsfähigkeit europäischer Kunststoffverarbeiter", die hier angefordert werden kann.