ESG bestimmt zunehmend die Wirkung von Strategien, Erlösen und Kosten und ist direkt relevant, wenn es um die künftige Finanzierung des Unternehmens geht. EZB und Regulierer haben das Thema "auf dem Schirm" - die Relevanz für die gesicherte Durchfinanzierung eines Unternehmens nimmt deutlich zu. Der „Erfahrungstausch: ESG und Finanzierung“ von Dr. Wieselhuber & Partner (W&P) in Kooperation mit dem VDMA lieferte den teilnehmenden Mitgliedsunternehmen wichtige Impulse und Tipps für diese anstehende Transformation.
„Ohne Moos nix los – primitiv, aber wahr“, so einleitend Dr. Volkhard Emmrich, Managing Partner bei W&P. „Denn Finanzierung ist und bleibt Voraussetzung für unternehmerische Gestaltungsfreiheit. Und künftig werden ESG-Vorgaben massiven Einfluss auf EBITDA, Cashflow, Finanzbedarf, Cash Conversion Cyle – und damit auf die Attraktivität für externe Kapitalgeber haben.“ Dr. Ing. Dirk Artelt, Partner und Leiter Industriegüter bei W&P ergänzt: „Da hilft nur eins: Unternehmen müssen ESG nachhaltig in ihrer Strategie verankern, um künftig handlungsfähig zu bleiben.“ Dazu müsse neben der Optimierung der Finanzarchitektur auch die Zukunftsfähigkeit des Geschäftsmodells hinterfragt und konsequent am Kunden ausgerichtet werden.
Eine aktuelle W&P Umfrage unter rund 70 Bankern zeigt jedoch: Realität und Erwartungshaltung an ESG klaffen vor allem im Sanierungskonzepten noch weit auseinander. Während ESG aktuell weder deskriptiv noch in den Financials von Sanierungskonzepten priorisiert wird, erwarten 57 % der befragten Banken künftig eine verbale Beschreibung von Risiken, ihre Abbildung in der Planung sowie die Definition konkreter ESG-Maßnahmen. „Diese Diskrepanz birgt erhebliche Risiken mit negativen Auswirkungen bis hin zur Ablehnung neuer Finanzierungsanfragen“, so Daniel Emmrich, Partner bei W&P.
Dass ESG Teil der Unternehmensstrategie sein müsse, um zu „wirken“, das unterstrich auch Robert Schindler, Bereichsvorstand der Commerzbank AG. Denn was die Integration von klimabezogenen Risiken in den Kreditprozess angehe, seien die Banken aktuell zwar unterschiedlich weit, aber ein entsprechendes Rating sei nur eine Frage der Zeit. Gerade im Hinblick auf die zunehmende Reporting-Anforderungen und KPIs sieht Judith Herzog-Kuballa, VDMA e. V. Frankfurt, deshalb enorme Herausforderungen auf den Mittelstand zukommen und rät dringend dazu, besser gestern als heute mit einem ESG-Reporting anzufangen.
Die Praxiseinblicke von Head of Corporate Sustainability KUKA Kerstin Heinrich, zeigten, dass beim weltweit führender Anbieter von intelligenter Robotik, Anlagen- und Systemtechnik, das Thema ESG die Triebfeder für eine Geschäftsmodelltransformation war.
In der Abschlussdiskussion der Teilnehmer wurde deutlich: Die Anforderungen an neue Berichterstattungspflichten sind für kleine und mittelständische Unternehmen eine große Herausforderung. Dennoch kann die Risikobetrachtung als Chance verstanden werden, eingefahrene Prozesse zu optimieren, Strategien anzupassen und die Zukunftsfähigkeit zu verbessern.