Was sind die angesagten Themen für Sicherheitstechnik-Unternehmen im Jahr 2024? Auf einer Skala von 1-10: Welche Trends scheuchen die Player aus Ihrer Komfortzone, welchen „Impact“ haben sie auf die Branche?
Dr. Michael Staudinger, Branchenexperte und Mitglied der Geschäftsleitung bei Dr. Wieselhuber & Partner (W&P) wagt eine Prognose – im Trendradar 2024.
Kostendruck: Konsequentes Kostenmanagement betreiben! IMPACT 10
Die Preise für Energie und Rohstoffe werden weiterhin auf einem hohen Niveau bleiben. Ferner muss von weiter steigenden Arbeitskosten ausgegangen werden. Und schließlich kann eine Diversifizierung und Stärkung von Lieferketten in aller Regel nur unter Inkaufnahme höherer Kosten erreicht werden. Diese Faktoren haben bereits in 2023 und werden auch im kommenden Jahr eine substanzielle Belastung der Kostenposition von Sicherheitstechnikanbietern darstellen. Ein konsequentes Kostenmanagement bleibt daher eine zentrale Aufgabe für die Unternehmenslenker. Kostenmaßnahmen sollten dabei stets ganzheitlich betrachtet werden, im Einklang mit der Strategie stehen und das richtige Maß an Wirkung haben, um die Ertragssituation des Unternehmens zu stabilisieren. Nur so kann eine Abwärtsspirale von der Ertragskrise zur Existenzgefährdung des Unternehmens vermieden werden.
Innovationskraft: Chancen nutzen! IMPACT 9
Eine ganze Reihe technologischer Trends eröffnet neue Chancen zur Differenzierung und Sicherung der Wettbewerbsposition. Smarte Technologien und Digitalisierungslösungen wie digitale Schlösser und Smart-Home-Integrationen können den Alltag erleichtern und das Sicherheitsniveau in privaten und kommerziellen Einrichtungen erhöhen. In Verbindung mit künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen werden neue Videoüberwachungssysteme, automatische Erkennungssysteme, intelligente Sensorsysteme möglich sowie Cloud & Remote Security-Lösungen möglich, die zur Vorhersage von Gefahren und zur Bereitstellung von Echtzeit-Informationen über potenzielle Bedrohungen beitragen. Der Schlüssel liegt in der intelligenten Verknüpfung von Systemen und Software. Dabei entwickelt sich die Sicherheitsindustrie zunehmend zu einer datengesteuerten Branche.
Personalmangel: Proaktives Handeln erforderlich! IMPACT 9
Geeignetes Personal auch im kommenden Jahr ein Wachstumshemmnis sein. Der Personalmangel umfasst dabei nicht nur Fachkräfte, sondern auch Führungskräfte sowie qualifizierte Mitarbeiter in allen Bereichen des Unternehmens. Allein schon die hohen Auswahl- und Einarbeitungskosten sollten Maßnahmen zum Halten vorhandener Mitarbeiter zur täglichen Praxis werden lassen. Mit Aus- und Weiterbildung, flexiblen Arbeitszeitmodellen, der Einbindung von Mitarbeitern im Rentenalter oder einer bewerberorientierten Personalsuche sollte das gesamte Instrumentarium zur Mitarbeiter-Bindung – und Gewinnung eingesetzt werden.
Marktkonsolidierung: Größe zählt! IMPACT 8
Neue Technologien eröffnen neue Chancen. Gleichzeitig geht damit ein massiver Investitionsbedarf einher, den viele Unternehmen nicht stemmen können. Damit nimmt einerseits die Bedeutung von Allianzen und Partnerschaften zu. Schließen sich kleine und mittelständische Unternehmen zur Realisierung intelligenter Gesamtlösungen für spezifische vertikale Abnehmermärkte zusammen, so kann dies neue Möglichkeiten im Wettbewerb eröffnen. Andererseits wird sich die Kluft zwischen großen und kleinen Anbietern auf der Herstellerseite weiter verstärken. Große Anbieter werden selektiv kleine Marktbegleiter übernehmen, um sich Know-how und Kundenzugang zu sichern.
Dekarbonisierung: Strategische Pflicht! IMPACT 8
Der von vielen Sicherheitstechnikunternehmen eingeschlagene Weg zu einem kohlenstoffärmeren und letztlich kohlenstofffreien Wirtschaften wird in 2024 fortgeführt werden müssen. Kunden achten zunehmend auf den CO2-Footprint des Anbieters bei ihrer Produktauswahl. Glaubwürdige und wirksame Maßnahmen zur Dekarbonisierung sind damit nicht „nur“ gesellschaftlich wünschenswert, sondern werden zum strategischen Imperativ. Um diese Anforderungen zu erfüllen, sollten sämtliche Maßnahmen und das damit einhergehende Reporting nach innen und außen in ein ganzheitliches ESG-Management eingebettet sein.