München, 06.11.2023

Elektro- und Digitalindustrie: Trendradar 2024

Was sind die angesagten Themen in der Elektro- und Digitalindustrie im Jahr 2024? Auf einer Skala von 1-10: Welche Trends scheuchen die Player aus Ihrer Komfortzone, welchen „Impact“ haben sie auf die Branche?

Dr. Michael Staudinger, Branchenexperte und Mitglied der Geschäftsleitung bei Dr. Wieselhuber & Partner (W&P) wagt eine Prognose – im Trendradar 2024.

Diversifizierung: Wachstum steuern! IMPACT 10
Während die vergangenen Jahre noch von dynamischen Marktwachstum geprägt waren, werden für das Jahr 2024 in den wesentlichen Regionalmärkten nur geringe Zuwächse erwartet. Zwar ist die Elektro- und Digitalindustrie weiterhin der Taktgeber für Elektrifizierung, Digitalisierung und Automatisierung. Die schwache gesamtwirtschaftliche Situation wird jedoch ihre Spuren im Investitionsverhalten der Zielbranchen hinterlassen. Um in diesem Umfeld weiter wachsen zu können, braucht es neben innovativen Lösungen insbesondere eine Diversifizierung des Geschäfts. Dies umfasst zum einen die regionale Diversifizierung durch gezielte Auswahl und Fokussierung auf attraktive Regional- und Ländermärkte. Die zweite Dimension der Diversifizierung sind die Anwendungsbranchen. Hier erwarten für insbesondere für die Automation, die Energietechnik und die Medizintechnik überdurchschnittlich attraktive Perspektiven.

Ergebnissicherung: Konsequentes Kostenmanagement betreiben! IMPACT 10
Das weiterhin hohe Niveau der Preise für Energie und Rohstoffe, der Zwang Lieferketten zu diversifizieren und widerstandsfähiger zu gestalten und nicht zuletzt höhere Arbeitskosten, werden auch im Jahr 2024 zu Belastungsfaktoren für die Unternehmen führen. Eine umsatzseitige Lösung durch den Hebel „Preis“ erscheint vor dem Hintergrund der Markt- und Wettbewerbssituation nur eingeschränkt möglich. Für die Ertragssicherung rücken somit Maßnahmen zur umsichtigen und konsequenten Anpassung der Kosten auf die Agenda. Vor allem aber wird das richtige Maß an Wirkung notwendig sein, um eine sonst drohende Abwärtsspirale von der Absatz- und Ertragskrise zur Existenzgefährdung des Unternehmens zu vermeiden.

Innovationskraft: Jetzt nicht bremsen! IMPACT 9
Traditionell ist die Elektro- und Digitalindustrie Innovationsvorreiter. Im aktuellen und zu erwartenden Umfeld unterliegen die Unternehmen einem hohen Kostendruck. Doch Innovationsleistungen jetzt zurückzufahren, ist ein Fehler, denn: Innovative Unternehmen und solche, die sich schneller an sich verändernde globalen Bedingungen anpassen können, agieren wirtschaftlich erfolgreicher. Gerade in der aktuellen Zeitenwende wird die explizite Beschäftigung mit der Zukunft, auch jenseits des bestehenden Kerngeschäftes, durch professionelles Innovationsmanagement sowie den Aufbau neuer Geschäfte überlebenswichtig. Digitalisierung, Elektrifizierung, Vernetzung und künstliche Intelligenz sind wesentliche Trends, welche es durch innovative Produkte und Lösungen in konkrete Anwendungen zu überführen gilt. Entscheidend wird dabei der strategieorientiert fokussierte Einsatz der Mittel sein.

Nachhaltigkeit: Auf allen Ebenen verankern! IMPACT 9
Das Wirtschaften ohne Berücksichtigung externer Effekte hat keine Zukunft mehr – der Druck auf die Elektro- und Digitalunternehmen durch staatliche Abgaben, den CO2-Preis und ESG-Kriterien wächst. Entsprechend muss Nachhaltigkeit jetzt in der Unternehmensstrategie verankert werden. Denn häufig führen die Angst vom Wettbewerb überholt zu werden und das Fehlen einer strategischen Herangehensweise an die nachhaltige Transformation zu einem bunten Potpourri an Initiativen. Umso mehr braucht es den strategischen Rahmen, um Energiewende, Verantwortung entlang der Lieferketten, kreislauforientierte Produkte, Herstellungsverfahren und deren Nutzung sinnvoll in Unternehmenserfolge zu transformieren.

Personalmangel: Alle Möglichkeiten ausschöpfen! IMPACT 9
Geeignetes Personal auch im kommenden Jahr ein Wachstumshemmnis sein. Der Personalmangel umfasst dabei nicht nur Fachkräfte, sondern auch Führungskräfte sowie qualifizierte Mitarbeiter in allen Bereichen des Unternehmens. Allein schon die hohen Auswahl- und Einarbeitungskosten sollten Maßnahmen zum Halten vorhandener Mitarbeiter zur täglichen Praxis werden lassen. Mit Aus- und Weiterbildung, flexiblen Arbeitszeitmodellen, der Einbindung von Mitarbeitern im Rentenalter oder einer bewerberorientierten Personalsuche sollte das gesamte Instrumentarium zur Mitarbeiter-Bindung – und Gewinnung eingesetzt werden.

Konsolidierung: Antizyklisch zugreifen! IMPACT 8
In den meisten Segmenten der Elektro- und Digitalindustrie ist eine (weitere) zunehmende Eintrübung von Auftragseingängen und Umsätzen zu erwarten. Viele Unternehmen trifft diese Belastung nicht in einer Phase der Stärke. Wir gehen daher von einer Marktkonsolidierung aus. Wer in dieser Situation aus einer Position der Stärke heraus agieren und antizyklisch schwächelnde Marktbegleiter mit gesundem Geschäftskern übernehmen kann, der wächst nicht nur anorganisch unmittelbar, sondern schafft auch wesentliche Voraussetzungen für zukünftiges organisches Wachstum.
 
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Dr. Michael Staudinger
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