Welche Asien-Strategie trägt angesichts geopolitischer Umbrüche, veränderter wirtschaftspolitischer Rahmenbedingungen in China und weltweit tatsächlich? Diese Frage stand im Fokus des digitalen W&P Executive Dialogs in Kooperation mit Management Link.
Daniel Emmrich, Partner bei Dr. Wieselhuber & Partner (W&P) und Geschäftsführer von Management Link (ML), eröffnete die Veranstaltung mit einem Appell zur strategischen Ehrlichkeit beim Blick auf den chinesischen Markt.
Laut Dr. Volkhard Emmrich, Senior Advisor bei W&P und Sanierungsbeirat bei ML, führen Faktoren wie eine abnehmende Leistungskultur, hohe Jugendarbeitslosigkeit, Arbeitskräftemangel in der Produktion sowie die Notwendigkeit, die durch den Rückgang im Wohnungsbau und in der Infrastruktur verursachte BIP-Lücke auszugleichen, zu einer grundsätzlichen Transformation des chinesischen Ressourcen-Mix und der Wertschöpfung. China entwickle sich derzeit zu einer Exportnation mit automatisierter Wertschöpfung und eigener Rohstoffbasis – mit entsprechenden Konsequenzen: „Deutsche Unternehmen können nicht mehr auf der Welle zweistelliger Binnen-Nachfrage surfen – sie brauchen neue Konzepte, die der aktuellen grundsätzlichen Transformation Rechnung tragen“, so Emmrich.
Auch für Ralf Wiegand, Head of China Desk bei Management Link, gilt: Hoffnung ist keine Strategie. Vielmehr müssten deutsche Unternehmen ihre eurozentrische Sichtweise überwinden und den indo-pazifischen Raum als „neues“ Zentrum der Weltwirtschaft erkennen. Dabei sei eine differenzierte Betrachtung der asiatischen Märkte entscheidend. „Klischees und Vorurteile werden unvermindert genutzt, ohne damit der komplexen Realität der Chinesen gerecht zu werden“, so Wiegand. Entscheidend sei ein klarer Austausch, in dem Strategien transparent kommuniziert, der chinesische Business-Ansatz verstanden und dessen Umsetzungsgeschwindigkeit verinnerlicht werde.
Einen direkten Einblick in kulturelle Unterschiede und operative Herausforderungen westlicher Unternehmen in China gaben Yiming Huang, Geschäftsführer der Schmalz Shanghai Co. Ltd., sowie Mario Möginger, Geschäftsführer der m-u-t GmbH – beide Mitglieder des Management Link China Desk. Sie beschrieben die rasante Entwicklung des Marktes und die zunehmende Konkurrenz durch lokale Anbieter. Notwendig seien kontinuierliche Lokalisierung, ohne unreflektierte Übertragung europäischer Standards – insbesondere mit Blick auf Know-how-Transfer. Strategische Partnerschaften und rechtlich belastbare Strukturen seien essenziell für nachhaltiges Wachstum.
Dr. Oscar Yu, Rechtsanwalt und Partner der Jade Foundation Shanghai, betonte den notwendigen Pragmatismus im Umgang mit komplexen und oft widersprüchlichen rechtlichen Rahmenbedingungen. Die abschließende Experten-Diskussion, moderiert von Daniel Emmrich, machte deutlich: Wer in China erfolgreich sein will, muss sein Mindset grundlegend ändern. „Unternehmen dürfen nicht aus bestehenden Strukturen extrapolieren, sondern müssen sich darauf konzentrieren, welche Leistungen, Prozesse und Organisationsstrukturen vor Ort benötigt werden. Es ist jetzt wichtig, rückwärts zu denken und die Organisation entsprechend anzupassen“, so Volkhard Emmrich abschließend.