Droht das StaRUG zur bloßen Verhandlungsdrohung zu verkommen? Oder bleibt es ein entscheidendes Instrument zur Gläubigerstrukturierung und Sanierungsdurchsetzung – gerade in der Real Estate Branche? Beim digitalen Executive Dialog von Dr. Wieselhuber & Partner (W&P) in Kooperation mit GRUB BRUGGER Rechtsanwälte diskutierten die W&P Partner Matthias Müller und Christian Groschupp gemeinsam mit Dr. Frank Schäffler und Dr. Lukas Herbert von GRUB BRUGGER aktuelle Praxiserfahrungen aus über 80 durchgeführten beziehungsweise angedrohten StaRUG-Verfahren.
Im Mittelpunkt standen konkrete Fallstudien: In einem komplexen Real-Estate-Fall zeigten Matthias Müller und Christian Groschupp, wie Eingriffe in die Kapital- und Sicherheitenstruktur einer Single Asset Gesellschaft über das StaRUG effektiv vorbereitet und umgesetzt werden können. Neben der Analyse der Ausgangslage wurden Bewertungsgutachten, Gläubigergruppierung und gerichtsfeste Vergleichsrechnung im Detail erläutert. Ziel war die Lösung eines Patts zwischen Senior- und Junior-Gläubigern – durch planmäßigen Forderungsverzicht und strukturierten Planansatz. Zentrale Botschaft: „Ein gut vorbereitetes StaRUG-Verfahren bereitet nicht selten den Weg zurück zu einer konsensualen Lösung“, so Matthias Müller. Denn das Verfahren diene nicht als Selbstzweck, sondern als strategisches Mittel im Sinne eines „geordneten Eskalationspfads“. Christian Groschupp betonte: „In der Regel bieten Insolvenzverfahren bei Real-Estate-Engagements den Gläubigern keine Vorteile – deshalb sollten die StaRUG-Optionen zumindest geprüft werden.“
Auch für Banken sei das Verfahren durchaus attraktiv – so das Fazit aus der Case Studies der GRUB BRUGGER-Partner. Zeitgewinn, Verhandlungsdruck und gerichtliche Planbestätigung ohne Insolvenzverfahren eröffnen in kritischen Verhandlungsphasen neue Optionen. In geeigneten Fällen sollten Instrumente des StaRUG Bestandteile eines Sanierungsgutachtens sein.
Die abschließende Diskussion unterstrich: Da Real-Estate-Strukturen spezielle Anforderungen an Planung, Vergleichsrechnung und Gläubigergruppierung stellen, sollten Handlungsoptionen bei Scheitern der konsensualen Restrukturierung frühzeitig durchgespielt und im Drehbuch verankert sein. Zentraler Erfolgsfaktor darüber hinaus ist die enge Verzahnung betriebswirtschaftlicher und rechtlicher Aspekte. Moderator der Veranstaltung, W&P Managing Partner Volker Riedel, brachte es abschließend auf den Punkt: „Wer früh, klar und strukturiert mit dem StaRUG arbeitet, gewinnt wertvolle Zeit – und im besten Fall: Konsens.“