Unabhängig von dem teils umstrittenen Begriff „Industrie 4.0“ ist die zunehmende Digitalisierung der Industrie ein nicht von der Hand zu weisender Fakt. Wie in anderen Branchen bereits geschehen, wird sie in den kommenden Jahren viele industrielle Felder durchdringen. Dabei werden mit Hilfe von Echtzeitvernetzung und künstlicher Intelligenz viele Vorgänge automatisiert, in die wir heute noch große Aufwände stecken müssen.
Ziel dieser Entwicklung muss eindeutig eine nachhaltige Stärkung des Standorts Deutschland und Europas sein. Das heißt zum einen die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit der inländischen Produktion durch gesteigerte Effizienz, Flexibilität und Schnelligkeit sowie zum anderen die Verteidigung der weltweiten Führungsposition des deutschen Maschinen- und Anlagenbaus.
Wie kann das Thema angegangen werden?
Das W&P-Framework zur Ausgestaltung von Unternehmen in der Industrie 4.0 hat zum Ziel, eine definierte strategische Unternehmens-Positionierung auf alle relevanten Gestaltungsfelder abzubilden. Hierbei legt der Ansatz spezielles Augenmerk, auf die entscheidenden Fragestellungen eines digitalen Geschäftsmodells. Im Kontext der Industrie 4.0 steht die smarte Wertschöpfungskette in besonderem Fokus und ebenso die smarten Produkte und Services, welche in der Produktion eingesetzt werden – also smarte Maschinen und Anlagen.
1. Smarte Wertschöpfungskette: Die Durchdringung der internen Prozesse mit IT und die Vernetzung der Daten senken die Kosten bei einer gleichzeitigen Steigerung der Flexibilität. Gleichzeitig wird eine End-to-end-Betrachtung der gesamten Wertschöpfungskette in Echtzeit ermöglicht, die eine ganzheitliche Optimierung sowie eine Reduktion der optimalen Losgröße zulässt. Unterdessen resultiert aus der zunehmenden Serviceorientierung der Industrie noch viel stärker als bisher die Möglichkeit nicht mehr alle notwendigen Leistungen im Back end selbst erbringen zu müssen. Um Ansatzpunkte für eine Veränderung zu finden, können beispielsweise folgende Fragen hilfreich sein:
- Welche Partnerschaften werden gebraucht oder bieten sich an, um das geplante Wertangebot zu erstellen?
- Bieten sich disruptive Technologien zur kundenintegrierten Fertigung an?
- Stehen relevante Fertigungsparameter in Echtzeit zur Verfügung?
- Wie fließen die Betriebsdaten der Produkte in deren Weiterentwicklung ein?
- Kann die Kostenstruktur durch die Digitalisierung von Produktfunktionen verändert werden?
- Etc.
2. Smarte Produkte und Services: Die Digitalisierung der Produkte eröffnet neue Möglichkeiten, vielschichtige Nutzenfelder zu adressieren und die Schnittstelle zum Kunden zu gestalten. Dies ermöglicht neue Differenzierungsansätze bei Produkt/Marktkombinationen und somit die Chance auf eine Umsatz- und Ertragssteigerung. Ansatzpunkte für Innovationen am Front end können beispielsweise mit Hilfe folgender Fragen gefunden werden:
- Welche Jobs muss ihr Kunde wirklich erfüllen und wie nutzt er dabei das Produkt?
- Könnte ein bestehender oder neuer Wettbewerber den gleichen oder sogar einen höheren Nutzen mit niedrigeren Kosten bieten?
- Welche innovativen Einnahmequellen wären im Zuge einer Serviceorientierung denkbar?
- Sind vorhandene Potenziale für den Produkt-, Leistungs- und Zusatznutzen bekannt?
- Etc.
3. Risiken und Chancen in einem dynamischen UmfeldDurch die Entwicklung zur Industrie 4.0 entstehen Risiken für etablierte Unternehmen aber gleichzeitig auch Chancen, um sich in diesem sehr dynamischen Umfeld neu zu positionieren. Zur Weiterentwicklung des bestehenden Geschäftsmodells oder auch zur Ableitung neuer disruptiver Geschäftsmodelle müssen die typischen Veränderungstreiber der Industrie 4.0 vor dem Hintergrund des individuellen Marktsegments untersucht werden. Beispiele für diese Veränderungstreiber sind etwa:
- Digitale Produkte produzieren pausenlos Daten
- Digitale Dienste haben keine Grenzkosten
- Transparenz und Echtzeitvernetzung ermöglichen neue Funktionen und reduzierte Transaktionskosten
- Pay per Use statt Investition senkt die Einstiegshürden
- Verschiedene Rollen eines Business Case werden in Echtzeit über Plattformen vernetzt
- Interne Komplexität lässt sich über Konfiguratoren an den Kunden auslagern
- Etc.
Für eine erfolgreiche Entwicklung und Umsetzung von digitalen Transformationsprojekten in der Industrie 4.0 hat W&P ein
dreistufiges Vorgehen entwickelt. Ziel einer solchen digitalen Transformation am Front end ist das Erschließen neuer Nutzenfelder für den Kunden. Dies bedeutet nicht nur eine Differenzierung vom Wettbewerb, sondern auch eine Erlössteigerung durch ein umfassenderes Angebot von Services.