Digital geplant, nachhaltig gebaut – das Motto des ökologisch und ökonomisch sinnvollen Bauens ist heute aktueller denn je. Die passenden Lösungen gestalten innovative Unternehmen der Chemie & Bauzulieferindustrie, die jetzt auf eine integrierte digitale Planung und kreislauforientierte Produkte setzen. Wie ihre Lösungen und Strategien aussehen? Einblicke lieferte die 3. Branchenwerkstatt Bau/Chemie von Dr. Wieselhuber & Partner (W&P).
„Klar ist: Unternehmen der Bau- und Chemiebranche kommen heute nicht mehr darum herum, sich mit Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft zu befassen“, so einleitend Florian Kaiser, Partner und Leiter Bau/Bauzulieferer bei W&P. Denn sowohl der externe Veränderungsdruck durch die Nachfrage nach nachhaltigen Produkten und Lösungen, regulatorische Vorgaben oder ESG-Anforderungen als auch die innere Motivation der Branchenplayer verändern das Marktumfeld wesentlich. W&P Partner und W&P Leiter Chemie/Kunststoffe, Dr. Stephan Hundertmark, appelliert: „Greenwashing“ allein und die Adaption alter Geschäftsmodelle wird nicht funktionieren! Vielmehr muss die Circular Economy zur Optimierung der Ressourceneffizienz elementarer Bestandteil der Nachhaltigkeitsstrategie werden - reduce, reuse, recycle!“
Das bestätigt auch Philipp Utz, Vorstand Uzin Utz: „Durch die Verbindung von Nachhaltigkeit und Produktinnovationen, lassen sich Ressourcen schonen und das Produktportfolio weiterentwickeln. So werden Produkte zu einem wichtigen Hebel bei der Umsetzung ökologischer Nachhaltigkeitsziele“. Gerade die Bauwirtschaft brauche deshalb dringend einen Technologieschub, ist Bernd Oswald von GROPYUS, überzeugt: „Mit Fokus auf Digitalisierung, Ressourcennutzung, Energiebedarf und CO2-Bilanz brauchen wir eine neue Art des effizienten, automatisierten und nachhaltigen Bauens. Das bedeutet, wir müssen Gebäude als ganzheitliche Produkte sehen und von Beginn an den gesamten Lebenszyklus der Objekte berücksichtigen.“ Vor allem Plattform-Technologien, die den gesamten Prozess von der Planung, über die Herstellung der Bauteilkomponenten bis hin zum Betriebssystem eines Gebäudes end-to-end verbinden, unterstützen bei der Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks.
Wer nachhaltige Innovationen wie diese anstoßen wolle, brauche entsprechende Voraussetzungen: „Neben dem Konsens hinsichtlich politischer und gesellschaftlicher Ziele, dem Wissen über Branchen-Standards und einem Gespür für Trends, braucht es vor allem eines: Innovations-Geist im Unternehmen!“ so Steffen Oellers, Geschäftsführer Kaiser GmbH & Co. KG. Wie sich dieser entwickeln kann? Sein Appell „Bestehendes hinterfragen, Bewährtes neu denken!“ Entsprechende Investitionen in Brain- und Manpower seien essenziell.
Nachhaltigkeitspionier Reinhold von Eben-Worlée, Geschäftsführender Gesellschafter Worlée Gruppe, der auf einen langjährigen Transformationsprozess hin zu einer „grüneren“ Produktion und Produkten zurückblickt, ergänzt: “Transparenz ein wesentlicher Baustein rund um Bemühungen und Maßnahmen in Sachen Nachhaltigkeit! Durch unser Engagement bei verschiedenen Stakeholder-Initiativen erhalten wir Impulse von außen, die uns dabei helfen, unsere Strategien weiterzuentwickeln und von denen wir unsere bereits umgesetzte oder in Planung befindlichen Maßnahmen beurteilen lassen.“
Fazit der Veranstaltung: Eine neue Ressourcenbasis und die Abkehr von fossilen Rohstoffen – cradle to cradle – bergen genauso Chancen wie der Einsatz von BIM oder modularem Bauen und Prefab. Aber: Sie zu ergreifen eilt. Die aktuelle Ressourcenverknappung, stockende Wertschöpfungsketten und die resultierenden Verzögerungen bei Bauprojekten machen deutlich: Operative und strategische Initiativen müssen spätestens jetzt vom Management angestoßen werden.