Was sind die angesagten Themen in der Elektro- und Digitalindustrie im Jahr 2025? Auf einer Skala von 1-10: Welche Trends scheuchen die Player aus Ihrer Komfortzone, welchen „Impact“ haben sie auf die Branche? Dr. Michael Staudinger, Branchenexperte & Mitglied der Geschäftsleitung bei Dr. Wieselhuber & Partner (W&P), wagt eine Prognose – im Trendradar 2025.
Kapazitätsmanagement: Ergebnisdruck und Zukunftssicherung balancieren! Impact 10
Kostensenkung und Vertriebsoptimierung werden im Jahr 2025 noch stärker zusammen betrachtet werden müssen. Kapazitätsausstattung und -auslastung bestimmen die Ergebnissituationen der Unternehmen maßgeblich und unmittelbar. Zentrale Herausforderung ist dabei weiterhin die große Unsicherheit hinsichtlich des zukünftigen Geschäftsvolumens. Einerseits verschieben Kunden Investitionen, Abnehmerläger sind noch gut gefüllt. Andererseits erwachsen aus neuen Technologien spannende Zukunftspotenziale. Was ist also der „richtige“ Aufsatzpunkt für die Auslegung der eigenen Kapazitäten? Hier gilt es Umsatzplanungen durch geeignete Maßnahmen belastbarer zu gestalten, in Szenarien zu denken, Kosten zu variabilisieren und eine daran anknüpfende Finanzierung sicherzustellen.
Vertriebsperformance: Jetzt kommt es auf den Vertrieb an! Impact 9
Viele Unternehmen kämpfen mit rückläufigen Umsätzen. Die konjunkturelle Lage in den Abnehmerbranchen als auch die Situation in der Elektro- und Digitalindustrie lässt im Jahr 2025 keine grundlegende Veränderung erwarten. Unternehmenslenker müssen sich die Frage stellen, ob die aktuelle Lage tatsächlich so schwierig ist, oder der Vertrieb unter seinen Möglichkeiten bleibt. Wichtig wird eine ehrliche Bewertung der Vertriebsperformance. Darüber hinaus bedarf es einer Adjustierung der operativen Vertriebsarbeit. Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten muss der Vertrieb kurzfristig erreichbare Potenziale identifizieren und absichern. Strategische Langfristziele sind wichtig, aber zunächst zählt mehr die unmittelbare Wirksamkeit.
Neue Technologien: Mehrwertstiftende Lösungen sind gefragt! Impact 9
Die Megatrends Digitalisierung, Elektrifizierung, Vernetzung und künstliche Intelligenz bleiben aktuell. Den Unternehmen der Elektro- und Digitalindustrie kommt hierbei weiterhin eine volkswirtschaftliche Schlüsselrolle zu. Während aber in der Vergangenheit der Fokus oftmals auf einer Demonstration der Vielfalt der Möglichkeiten lag, wird es zukünftig noch stärker darauf ankommen, den Kunden auf diesen Technologien basierende Lösungen anzubieten, die einen unmittelbaren Mehrwert stiften. Konsequent am Kundennutzen ausgerichtete Unternehmen und solche, die sich schneller an sich verändernde globalen Bedingungen anpassen können, werden wirtschaftlich erfolgreicher sein. Eine ganzheitliche Kundenorientierung, klare Innovationsprozesse sowie die enge Zusammenarbeit zwischen Vertrieb und Technik sind die internen Voraussetzungen dafür.
Kosten: Kostenmanagement bleibt Kernaufgabe! Impact 8
Das allgemein hohe Kostenniveau am Standort Deutschland, weitere Preissteigerungen bei Rohstoffen und preisaggressive Wettbewerber führen dazu, dass auch im Jahr 2025 das Kostenmanagement oben auf der Agenda der Elektro- und Digitalunternehmen stehen wird. Der bei rückläufigen Umsätzen reflexartige Tritt auf die Kostenbremse greift zu kurz. Vielmehr gilt es die gesamte Breite des Instrumentariums umsichtig wie konsequent zu nutzen. Umsichtig, um in einer kurzfristigen Schwächephase keine zukünftigen Erfolgspotenziale zu beschneiden. Konsequent, um das richtige Maß an Wirkung zu realisieren, damit eine sonst drohende Abwärtsspirale von der Absatz- und Ertragskrise zur Existenzgefährdung des Unternehmens vermieden wird.
Personalmangel: Alle Möglichkeiten ausschöpfen! Impact 8
Für die erfolgreichen Unternehmen der Digital- und Elektrounternehmen wird geeignetes Personal auch im kommenden Jahr eines der kritischsten Wachstumshemmnisse darstellen. Der Personalmangel umfasst dabei nicht nur Fachkräfte, sondern regelmäßig auch Führungskräfte sowie qualifizierte Mitarbeiter in allen Bereichen des Unternehmens. Allein schon die hohen Auswahl- und Einarbeitungskosten sollten Maßnahmen zum Halten vorhandener Mitarbeiter daher zur täglichen Praxis werden lassen. Darüber gilt es bspw. mit Aus- und Weiterbildung, flexiblen Arbeitszeitmodellen, der Einbindung von Mitarbeitern im Rentenalter oder einer bewerberorientierten Personalsuche das gesamte Instrumentarium zur Mitarbeitergewinnung einzusetzen. Nicht zuletzt werden sich Möglichkeiten zur Übernahme von Mitarbeitern schwächelnder Konkurrenten ergeben.