München, 12.11.2024

Handel & Konsumgüterhersteller: Trendradar 2025

Was sind die angesagten Themen im Handel & bei Konsumgüterherstellern im Jahr 2025? Auf einer Skala von 1-10: Welche Trends scheuchen die Player aus Ihrer Komfortzone, welchen „Impact“ haben sie auf die Branche? Dr. Jerome Honerkamp, Mitglied der Geschäftsleitung und Tilman Reiser, Branchenexperte bei Dr. Wieselhuber & Partner (W&P), wagen eine Prognose – im Trendradar 2025.

Informationsvielfalt: Daten mehr und richtig nutzen! IMPACT 9
Sowohl bei Konsumgüterherstellern als auch im Einzelhandel stellen Daten eine zentrale Ressource dar. Im Sekundentakt sammeln Händler vielfältige Informationen – von Verkaufszahlen bis zu Daten über Lieferketten und Betriebsabläufe. Durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) lassen sich diese Daten effizient analysieren, wodurch wertvolle Einblicke entstehen, die fundierte Entscheidungen erleichtern. Die Untersuchung des Kundenverhaltens sowie die Segmentierung verschiedener Käufergruppen ermöglichen es, Marketing und Vertrieb zielgerichteter zu gestalten. Dies führt zu passgenauen Angeboten und Aktionen, die höhere Kaufabschlüsse und Umsatzsteigerungen begünstigen. Darüber hinaus optimiert die Analyse von Produktions- Lager- und Logistikdaten die Auslastung, Bestandsverwaltung, reduziert Engpässe und senkt dadurch zum Beispiel die Lagerkosten. Der datengetriebene Einzelhandel eröffnet neue Möglichkeiten für präzise Marketingkampagnen, strategische Produktplatzierung und eine schlanke Verwaltung der Lieferkette. Durch die Nutzung von Datenanalysen können Produzenten und Händler nicht nur ihre Verkaufszahlen verbessern, sondern auch operative Kosten senken und so die Profitabilität nachhaltig steigern. Durch den aktuellen Reifegrad von entsprechenden KI-Anwendungen ist es wichtig nun zu handeln und die Datenvielfalt für sich zu nutzen.

Produktinnovation: Circular Design von Anfang mit einfließen lassen! IMPACT 8
Nicht erst seit dem Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft als Teil des European Green Deal der EU im Jahr 2020 spielt Circular Design eine wichtige Rolle. Angesichts knapper Ressourcen und wachsender Umweltanforderungen ist dies eine strategische Möglichkeit für Konsumgüterhersteller, um nachhaltige Wertschöpfung zu schaffen und Wettbewerbsvorteile zu sichern. Dieses Konzept hinterfragt die lineare Wertschöpfungskette und strebt an, Produkte und Dienstleistungen so zu gestalten, dass sie in geschlossenen Kreisläufen bestehen bleiben. Ein wesentlicher Aspekt des Circular Designs ist die Langlebigkeit: Produkte werden so entwickelt, dass sie robust und langlebig sind, was das Vertrauen der Kunden stärkt und Betriebskosten reduziert. Wiederverwendbarkeit und Reparierbarkeit schaffen zudem eine nachhaltige Beziehung zu den Kunden. Geschäftsmodelle wie Leasing oder Rücknahme stärken die Kundenbindung und eröffnen neue Umsatzpotenziale. Recycling und Upcycling sind ebenfalls Kernelemente: Unternehmen, die auf recycelbare Materialien setzen, verbessern ihre ökologische Bilanz und positionieren sich als Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit. Circular Design erfordert jedoch einen Kulturwandel. Unternehmen müssen ihre Entwicklungsprozesse überdenken und KI-unterstütze Produktinnovationszyklen in den Prozess integrieren, um Produktinnovation nicht nur kreislauforientierter, sondern auch agiler auszurichten. Circular Design ist mehr als ein Trend – es ist eine Investition in Resilienz und Innovationskraft, die Unternehmen langfristig stärkt.

Customer Experience: Omnichannel-Bereich ausbauen! IMPACT 8
Im Jahr 2025 wird die Customer Experience (CX) im Omnichannel-Bereich für Konsumgüter und Handel durch steigende Kundenerwartungen und neue Technologien geprägt. Kunden verlangen nahtlose und personalisierte Erlebnisse über alle Kanäle hinweg – ob online, mobil oder im stationären Handel. Künstliche Intelligenz und Machine Learning unterstützen personalisierte Ansätze, während Technologien wie Augmented Reality (AR) das Einkaufserlebnis immersiver gestalten. Agilität in der Supply Chain ermöglicht eine schnelle, flexible Lieferung und Retouren über verschiedene Kanäle, um den Ansprüchen der Kunden gerecht zu werden. Gleichzeitig gewinnt Nachhaltigkeit an Bedeutung: Kunden erwarten Transparenz und ethische Standards entlang der gesamten Customer Journey. Omnichannel-Analytics bieten Unternehmen zudem tiefere Einblicke in das Kundenverhalten, um die Customer Journey kontinuierlich zu optimieren und die Kundenbindung zu stärken. FMCG-Unternehmen müssen daher sicherstellen, dass alle Kanäle (online, mobil und stationär) reibungslos miteinander verbunden sind, damit Kunden ohne Unterbrechung von einem Kanal zum anderen wechseln können. Das bedeutet, dass die Systeme und Datenbankstrukturen harmonisiert werden, um ein konsistentes Kundenerlebnis zu gewährleisten. Darauf aufbauend sollten Unternehmen KI und Machine Learning einsetzen, um personalisierte Empfehlungen, Angebote und Inhalte anzubieten. Dies kann durch gezielte Segmentierung und maßgeschneiderte Marketingmaßnahmen geschehen, die auf das Verhalten und die Vorlieben der Kunden abgestimmt sind.

Deglobalisierung und Derisking: Resilienz durch Near- und Friendshoring! IMPACT 7
In einer Welt zunehmender geopolitischer Unsicherheiten setzen Einzelhändler und Konsumgüterhersteller verstärkt auf Deglobalisierung und Derisking, um ihre Lieferketten robuster zu gestalten. Politische Spannungen mit Ländern wie China, Russland oder auch bisherigen Partnern wie den U.S.A. haben viele Unternehmen dazu bewogen, ihre Beschaffungsstrategien zu überdenken und Abhängigkeiten zu reduzieren. Hier kommen Nearshoring und Friendshoring ins Spiel. Durch Nearshoring verlagern Unternehmen ihre Produktionsstätten näher an ihre Heimatmärkte, etwa nach Osteuropa oder Mexiko, was die Lieferwege verkürzt und das Risiko logistischer Störungen mindert. Friendshoring hingegen bedeutet, dass Unternehmen bevorzugt in Ländern mit stabilen politischen Beziehungen und geteilten Werten einkaufen und produzieren, um potenzielle Konflikte zu vermeiden. So gewinnen Regionen wie Südostasien (außerhalb Chinas) oder die EU an Bedeutung als alternative Produktionsstandorte. Diese Strategien zielen darauf ab, die Widerstandsfähigkeit von Unternehmen zu erhöhen. Durch die Diversifizierung der Lieferantenstruktur können Firmen flexibel auf geopolitische Risiken reagieren, stabile Lieferketten sicherstellen und Wettbewerbsvorteile in einer zunehmend unsicheren Weltwirtschaft schaffen. Da Handel und Konsumgüterhersteller besonders exponiert sind, spielt das Thema Derisking in den kommenden zwei bis drei Jahren eine besonders wichtige Rolle.
 
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