Was sind die angesagten Themen in der Bau- und Bauzulieferindustrie im Jahr 2025? Auf einer Skala von 1-10: Welche Trends scheuchen die Player aus Ihrer Komfortzone, welchen „Impact“ haben sie auf die Branche?
Dr. Stephan Hundertmark, Partner bei Dr. Wieselhuber & Partner (W&P) wagt eine Prognose – im Trendradar 2025.
Industrielle Vorfertigung mit „prefab“ als Wachstumsquelle nutzen! IMPACT 10
Mal wieder steht der tradierte dreistufige Vertrieb in der Bauindustrie zur Disposition. Aktuell jedoch nicht wegen Hype-Themen wie Omni-Channel, E-Commerce oder KI, sondern vielmehr aufgrund von harten und deterministischen volkswirtschaftlichen Entwicklungen. Die Verrentung der Babyboomer resultiert in einem Fachkräftemangel, der einen fundamentalen Wandel in der Bauindustrie einläutet. Ca. 125.000 Handwerksbetriebe stehen vor dem Generationenübergang und immer weniger junge Leute gehen durch eine klassische duale Handwerksausbildung. Geht man dann davon aus, dass das Bauvolumen künftig wieder zunimmt, stellt sich die Frage, wer das alles abbildet, wenn es immer weniger Handwerker mit ihrem Fachgroßhandel gibt? Neben dem „Man in the van“, der sich online oder im DIY eindeckt, wird die industrielle Vorfertigung mit „prefab“ eine parallele Wertschöpfungskette mit Direktvertrieb und Industriegütermarketing etablieren. Da liegt das künftige Wachstum in der Branche und hier werden Marktanteile in 2025 neu verteilt.
Geschäftsmodelle konsequent an Chancen der ESG-Transformation ausrichten! IMPACT 8
Das Konzept des „Hype Cycle“ ist bestens bewährt, um wirtschaftliche, technologische oder soziale Disruptionen in ihrer Reife und zeitlichen Adaption in der Realwirtschaft zu beschreiben. Daher stellt sich die Frage, wo das Thema Nachhaltigkeit aktuell einzuordnen ist. Nachdem das Gros der Unternehmen der Bau- und Bauzulieferindustrie rund um 2020 ambitionierte Klima- und Recyclingziele verkündet hat, werden diese in der jüngsten Vergangenheit auch Großteils leise wieder einkassiert oder verschoben. Das war im Hype Cycle der kurze Weg vom „Gipfel der überzogenen Erwartungen“ hin zum „Tal der Ernüchterung“. Und jetzt? In den Chefetagen der Bau- und BZI-Unternehmen sind Geschäftsbereiche und Geschäftsmodelle von der Marktbearbeitung bis in die Leistungserstellung hinsichtlich der Zukunftsfähigkeit zu hinterfragen und konsequent an Geschäftschancen in der ESG-Transformation auszurichten.
Richtige Mischung zwischen Performance Improvement und Zukunftsinvestitionen angehen! IMPACT 8
Trotz jüngster, verhalten positiver Ausblicke für die Bauwirtschaft ist es zu früh, um wieder voll auf die konjunkturelle Erholung zu setzen. Dafür bleiben die Prognosen zu volatil und zwischen verschiedenen Marktforschern und Forschungsunternehmen teilweise widersprüchlich. Die Management-Agenda braucht 2025 daher die richtige Mischung zwischen Performance Improvement und Zukunftsinvestitionen. Die Fokussierung von Ressourcen, Innovationskraft und Investitionen in Geschäfte, die nachhaltiges Wachstum und stabile Erträge bieten, ist dazu die erste Antwort. Die weiteren Antworten zielen auf die Robustheit des Unternehmens zur Sicherung der eigenständigen Handlungs- und Entscheidungsfähigkeit. Langfristig betrifft dies die Finanzierungsstruktur, die auch bei schlechten Geschäften tragfähig sein muss und die Notwendigkeit mit Geschäften auch tatsächlich freie, verfügbare Finanzmittel – Free Cash-Flow – zu liefern. Wo im Unternehmen können Kosten gesenkt werden, z.B. beim Working Capital oder in SG&A-Strukturen? Ermöglicht die Liquiditätsplanung und -vorschau jederzeit einen ausreichenden Handlungsspielraum für die Geschäftsführung? Mit Antworten auf diese Fragen sind Unternehmen der Bauindustrie dann auch für das Ende der Krise aufgestellt - selbst wenn die mal wieder länger dauert.