Schwierige Zeiten für die deutsche Nahrungsmittelindustrie: Die Preise vieler Rohstoffe sind stark gestiegen, weitere Anpassungen nach oben scheinen unausweichlich. Die Nachfrage in etablierten Märkten stagniert. Und das Wachstum in jungen Auslandsmärkten ist vielfach durch eine geringe Bekanntheit der Marken begrenzt. Welche Strategien helfen Unternehmen in dieser Situation weiter? Welche Handlungsoptionen haben sie in der "Sandwichlage" zwischen Preis- und Kostendruck?
Antworten gibt die aktuelle Branchenstudie "Food & Beverages 2011" von Dr. Wieselhuber & Partner (W&P) und WestLB. Von März bis Juni 2011 beantworteten Top-Manager von Herstellern (82 Prozent) und Handel (18 Prozent) in Experteninterviews eine Vielzahl von Fragen zu brisanten Themen und Trends.
"Die Rohstoffpreise sind derzeit die zentrale Herausforderung", betont Henrich Maaß, Leiter Strategische Analyse der WestLB. Die Steigerungen betragen im Durchschnitt 30 Prozent, einzelne Güter erreichen sogar 100 Prozent, Bei Materialeinsatzquoten, die oft weit jenseits der 50 Prozent liegen, führt das zu großen Problemen. Maaß: "Ein weiteres Absinken der Rohertragsmarge auf historische Tiefstände ist für die Jahre 2011 und 2012 schon heute absehbar."
Fast alle befragten Top-Manager (95 Prozent) erwarten weitere Preissteigerungen bei Rohstoffen und rechnen mit einer hohen Volatilität auf den Märkten. Verantwortlich dafür sind vor allem drei Trends: Ein steigender Bedarf an Rohstoffen infolge des Bevölkerungswachstums, Ernteausfälle durch Umwelteinflüsse sowie ein größerer Einsatz von Rohstoffen für die Energieerzeugung.
Um gegenzusteuern, erhöhen die meisten Hersteller (94 Prozent) ihre Verkaufspreise. Der Handel (67 Prozent) hingegen ist zurückhaltender: Die mangelnde Bereitschaft vieler Verbraucher, mehr Geld für Lebensmittel auszugeben, und der scharfe Preiswettbewerb verhindern eine Überwälzung der Preise auf dieEndkunden. In dieser Lage haben es große Hersteller mit einem entsprechendem Markenbonus leichter, ihre höheren Einkaufspreise an den Handel "durchzureichen".
Eine Marktbereinigung bei den Herstellern scheint unausweichlich. 70 Prozent der befragten Top-Manager sehen kleinere oder mittelständische Unternehmen, die Endprodukte herstellen, in Gefahr. Eine hohe Materialquote und ein geringer Marktanteil bilden einen gefährlichen Mix. "In der Regel fehlen diesen Unternehmen zum einen die Ideen und zum anderen die Ressourcen, um ihr
Wertschöpfungsmodell - Rohstoffe kaufen, weiterverarbeiten, Produkte vertreiben - nachhaltig zu verändern", warnt Dr. Timo Renz, Branchenexperte und Studienleiter bei W&P. Für Handel und Lieferanten sind kleine Unternehmen darüber hinaus oft von nachrangiger Bedeutung und somit leichter zu ersetzen, es sei denn sie belegen in einer engen Nische eine starke Position.
Was sich derzeit auf den Rohstoffmärkten abspielt, beschleunigt die Tendenz zur Internationalisierung. Der Zugang zu regionalen Rohstoffquellen, - lieferanten sowie Absatzmärkten wird immer wichtiger - und gilt vor dem Hintergrund eines stagnierenden deutschen Food und Beverages-Markt für 96 Prozent der Befragten als wichtigste strategische Wachstumsmaßnahme. "Alle Unternehmer, die sich eine Internationalisierung oder eine innovative Weiterentwicklung des Geschäftsmodells nicht vorstellen bzw. leisten können, sollten auch über Unternehmensverkäufe nachdenken", rät Renz.
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