Finanzentscheidungen in Familienunternehmen

Management Summary

Für 51% der teilnehmenden Familienunternehmen stellt die digitale Transformation den größten Veränderungstreiber im Hinblick auf die zukünftige Finanzierung dar. Sie gehen davon aus, dass die Digitalisierung signifikante Auswirkungen auf die Cashflow-Ströme und somit auf den Finanzierungsbedarf haben wird. Gleichzeitig bedeutet dies, aber auch dass fast die Hälfte der Unternehmen keine signi kanten Auswirkungen auf die Finanzierung erwarten, was tendenziell für eine Unterschätzung der Folgen der Digitalisierung auf das eigene Geschäftsmodell und damit auch auf die Finanzierungserfordernisse spricht.

Aufgrund der zunehmenden Regulierung der Banken und der damit einhergehenden Verschärfung der Bonitätsanforderungen erwarten 42% der Familienunternehmen einen erschwerten Zugang zu klassischem Fremdkapital. Aus Gesellschaftersicht steigt für 37% der Studienteilnehmer somit die Bedeutung der Liquiditätsallokation außerhalb des operativen Geschäfts als Instrument der gesellschafterseitigen Risikovorsorge, z. B. auf Holding- oder Privatebene. Anscheinend setzt sich vermehrt die Auffassung durch, dass gute bilanzielle Eigenkapitalquoten, welche in den letzten Jahren um rund 10 %-Punkte auf über 30 % gestiegen sind, noch lange nicht bedeuten, dass die Gesellschafter über liquides Kapital verfügen.

Fast 40% der befragten Entscheider erwarten daher, dass der Anteil klassischer Fremdkapital nanzierung durch Banken und Sparkassen in ihrer Bilanz sinken wird. Die externe Finanzierungslücke soll durch Fintechs und den Kapitalmarkt geschlossen werden. 47% der Studienteilnehmer erwarten, dass sogenannte Fintechs zukünftig fester Bestandteil der Unternehmens nanzierung sein werden und 44 % sehen den Kapitalmarkt als eine mögliche Finanzierungsquelle an.

Aus der Sicht der teilnehmenden Bankenvertreter unterschätzen die Familienunternehmen insbesondere die Rolle der Fintechs (+28%) und die Auswirkungen der Digitalisierung (+ 9 %). Sie schätzen ebenfalls den Rückgang des klassischen Fremdkapitals in der Finanzierung von Familienunternehmen und den Anstieg der Bedeutung von liquidem Eigenkapital zur Sicherung der Handlungsfähigkeit deutlich höher ein (jeweils +8%).

Die Mehrheit der Familienunternehmen hat grundsätzlich erkannt, dass sich der Finanzierungsmarkt verändern wird. Aufgrund des aktuell politisch geförderten Finanzierungsumfeldes und der noch nicht wirklich sichtbaren Auswirkungen der Digitalisierung besteht die Gefahr, dass diese Herausforderungen unterschätzt werden. Die Spielregeln der Finanzierung ändern sich unbemerkt, aber gravierend. Unternehmen haben verlernt, dass die Konjunktur in Zyklen verläuft – auch der Euro und das Zinsniveau werden wieder stärker werden. Über die Hälfte der heutigen Familienunternehmer sind über 55 Jahre – der Übergang muss mit liquiden Mitteln und Kapitalisierungskonzepten rechtzeitig vorbereitet werden. Es gibt gute Gründe jetzt antizyklisch zu handeln und für den Gesellschafter verfügbares Kapital in liquider Form aufzubauen.